Das Mädchen von der Farm

Titelbild

nach dem Buch
"Paimen, piika ja emäntä (1936)" 
von 
Auni Nuolivaara (Finnland, 1883-1972)

Originalname:  牧場の少女カトリ (Makiba no shōjo katori)
(Katoli, das Wiesenmädchen)

Erstausstrahlung in Japan: 08.01.1984 - 23.12.1984
Länge: 49 Episoden
Regie: Saitō Hiroshi, Character Design: Takano Noboru

 

Die Serie

Die Serie basiert auf dem ersten der drei Bücher in denen Auni Nuolivaara den Lebensweg von Katoli beschreibt. Die Story ist sehr ansprechend und die Serie lebt auch von den gelungenen Landschaftsaufnahmen. Als Hintergrundmusik werden oft Kompositionen des finnischen Komponisten Sibelius verwendet. In der Serie wird Katoli von ihrem Hund Abel begleitet. Wie in einigen anderen WMT-Serien auch, ist dieser tierische Weggefährte allerdings von den Animatoren hinzugedichtet worden.

Die Heldin dieser Serie heißt eigentlich Katri,  Katoli ist die japanische Transcription dieses Namens. Offensichtlich hat man dies bei der Synchronisation nicht beachtet. Ein weiterer Unterschied besteht darin, daß die Serie im Gegensatz zum Buch, das früher spielt, zur Zeit des ersten Weltkrieges angesetzt ist.

Leider fiel das Opening der Serie der Schere zum Opfer, so daß nur ein kurzes Begrüßungsjingle übrig blieb...

 

Die Romanvorlage

Vorlage für die Serie war das erste Buch der Trilogie "Paimen, piika ja emänta" (Hirtin, Magd und Bäuerin), "Isäntä ja emäntä" (Bäuerin und Bauer) und "Päivä ja ehtoo" (Tag und Dämmerung) der finnischen Autorin Auni Nuolivaara. In den Büchern, die für Erwachsene geschrieben sind, beschreibt die Autorin den Lebensweg des finnischen Mädchens Katri, das sich bedingt durch Armut zuerst als Kuhhirtin, später als Magd getrennt von ihrer Familie durchs Leben schlagen muß und dessen Leben nach einigen Wirrungen und Schicksalschlägen schließlich als Frau eines reichen Bauern mit eigenen Kindern Erfüllung findet.

Die Autorin und ihre Bücher sind heutzutage allerdings sogar in Finnland nahezu unbekannt. In Gesprächen mit Finnen wurden mir ihre Werke als "langatmig und überemotional" beschrieben und man war der Meinung, daß die Verfilmung im Rahmen einer Serie die die Bezeichnung "Meisterwerke" trägt mehr als ein Wunder sei. Zur Zeit der Veröffentlichung schien man allerdings noch anders zu denken, denn immerhin gibt es auch eine Realverfilmung dieser Trilogie.

In Deutschland wurden die Romane zusammengefaßt in einem Band unter dem Titel "Kleine standhafte Katri" 1940 veröffentlicht. Das Buch ist zwar nicht mehr in Druck, aber mit etwas Glück findet man noch Exemplare in Online-Antiquariaten. Bei der Suche muß man allerdings beachten, daß hierzulande der Name der Autorin Nuoliwaara (mit "w") geschrieben wurde.

Evangelische Buchgemeinde Stuttgart

 

Auszug

Erst am letzten Abend vor der Abfahrt schien Auroora niedergeschlagen zu sein. An diesem warmen Juliabend, als Hermanni hinter dem Vorratshaus die Sicheln schärfte und Katri ihm den Schleifstein drehte, kam Auroora dazu, setzte sich still auf die Treppe und sprach: „ Es war gut von dir, Katri, dass du mir rietest, Oskari alles zu sagen. Er hatte Verständnis für mein Unglück und war gut zu mir. Jetzt ist alles vorüber. Das erwartete Leben kam nicht, nur zwei Tage vermochte es in dieser Zeitlichkeit zu weilen – jetzt steht nur ein kleines Kreuz neben dem großen Kreuz des alten Bauern.“

Das Schleifrad stand still. Schweigend lauschten die beiden den Worten der Bauerntochter. Ein leiser Abendwind regte sich. Die Dämmerung wurde dichter. Am westlichen Himmelsrand stieg eine Wolkenwand hoch. Jene dunkle Stunde fiel über das Land, in der die Lider des Tages sich schließen und die Nacht anfängt zu leben und des Menschen Seele einsam wird, erfüllt von einer schweren, uralten Sehnsucht. Der Pulsschlag der Natur pocht in seinem eigenen Blute, er horcht auf die Urstimme des Alls im schwerweichen Rauschen des Sommerlaubs, im durchdringenden Zirpen der Grillen – weich klingt sie und schneidend zugleich, wie die einsame Stimme in seinem Inneren.

„ – Hätte am Leben bleiben können. Wäre niemanden im Wege gewesen. Der Stiefvater hatte versprochen, wie ein eigener Vater zu sein.“

Die dunkle Wolkenwand hatte sich über den ganzen Himmel verbreitet, jetzt rieselte ein warmer Sommerregen erfrischend auf das Laub und löschte alle Stimmen aus. Sogar die Lieder der Grillen verstummten.

„Dies habe niemandem sonst gesagt. Dort neben dem kleinen Kreuz aber dachte ich, ich müsste mit euch beiden darüber sprechen.“

Hermanni war bleich geworden. Was hatte das Herz der
stolzen Bauerntochter so erweicht, dass sie heimkam um eine alte Schuld zu zahlen – sogar vor ihm, dem Knecht, sich demütigte? Und diese Katri, wer hätte gedacht, dass sie fähig gewesen war, die Bauerntochter zu beraten?
Aber was war nur mit Hermanni? Er hätte sich frei fühlen müssen wie ein Vogel, weil nun alles so vorübergegangen war. Er fühlte sich auch befreit, und trotzdem – wie war es möglich – der erwachsene Mann – wischte er sich nicht eine Träne aus dem Auge?


Aus „Kleine standhafte Katri“ (dt. 1940) von Auni Nuolivaara (1883-1972)

 

 

Download

Japanisches Opening
ca. 3,5 MB (WMV)
Japanisches OP, 1,7 MB 
Japanisches ED, 1,3 MB 

 


Pictures: (c) Nippon Animation Co. Ltd

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